Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) konnten sich in der letzten Woche nicht auf einen neuen Tarifvertrag für die ungefähr 120.000 Beschäftigten im niedersächsischen Gastgewerbe einigen. Noch im September 2021 war nach konstruktiven Gesprächen zwischen beiden Parteien vereinbart worden, Anfang Januar einen neuen Tarifvertrag abzuschließen. Nun hat der DEHOGA einen Rückzieher gemacht.
„Corona kann nicht als Totschlagargument genutzt werden. Alle wissen, dass die Betriebe unter der derzeitigen Situation und der fehlenden Perspektive leiden. Das geht den Beschäftigten aber nicht anders“, sagt Manuela Schäffer, Gewerkschaftssekretärin der NGG in Lüneburg.
Nach Angaben der NGG müssten Beschäftigte im Gastgewerbe auch in normalen Zeiten mit Niedriglöhnen über die Runden kommen. Demnach liegt der Einstiegslohn der Branche derzeit auf Mindestlohnniveau, der Stundenlohn für eine erfahrene Fachkraft nur bei 12,91 Euro. In der Kurzarbeit, die für viele seit bald zwei Jahren Realität ist, hat sich dieses Einkommen weiter deutlich reduziert.
Nach Angaben der Gewerkschaft leidet die Branche deshalb unter einem starkem Personalmangel, der durch die Abwanderung der Beschäftigten in der Corona-Krise noch verschärft wurde. Allein im Jahr 2020 haben 26.000 Köche, Servicekräfte und Hotelangestellte dem Gastgewerbe den Rücken gekehrt – das ist jeder sechste Beschäftigte der Branche. Ein Trend, der sich im Jahr 2021 fortgesetzt haben dürfte.
„Niedriglöhne, unbezahlte Überstunden und langen Arbeitszeiten bis hin zu einem rauen Umgangston hinter den Kulissen – viele Missstände sind auch hausgemacht. Ohne eine deutliche Lohnerhöhung werden die Gastro-Beschäftigten weiter mit den Füßen abstimmen uns die Branche verlassen. Viele von ihnen dürften dann kaum zurückkommen und den Betrieben dauerhaft fehlen, was den Neubeginn nach der Krise deutlich erschweren wird“, so Manuela Schäffer.
An den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in Niedersachsen appelliert die NGG, die Zeichen der Zeit zu erkennen und die Branche in den anstehenden Tarifverhandlungen zügig neu aufzustellen.